Das angebissene Puddingteilchen auf dem ersten Foto hatte mir Peter Kopfermann aka "Spaziergänge mit Hilde" (https://spaziergaengemithilde.home.blog) aus einer Patisserie in den Vogesen mitgebracht. Nachdem ich es vor der Hitze und der Schnüffelnase seiner Hündin Hilde in Sicherheit gebracht und in meinem Kühlschrank verstaut hatte, wartete es dort auf den richtigen Moment, um verspeist zu werden.
Peter konnte natürlich nicht wissen, dass ich ein besonderes Verhältnis zu Puddingteilchen habe. Um es genau zu sagen: Sie erzeugen bei mir einen spontanen Kontrollverlust. Das fing schon in Kindertagen an, als wir in der Nordeifel, der Heimat meines Vaters, Urlaub machten: Dort gibt es den Ort Simmerath, in dem proportional zur Einwohnerzahl nicht nur die meisten Lauschers auf der Welt leben.
Es gab dort vor allem (oder gibt es vielleicht immer noch) eine ganz bestimmte Bäckerei, die einen Puddingstreusel-Blechkuchen herstellt/e. Wenig Hefeteig, sehr viel richtiger Vanillepudding und viele große, leckere Streusel oben drauf.
Der Biber an jedem Diätbaum, Mahnmal der Zuckerflut und Labsal für Laktosetolerante.
Also einfach köstlich. Ich hätte damals eigentlich nichts anderes gebraucht, schon gar nicht den gelegentlichen Bohneneintopf meiner Eltern, höchstens vielleicht hier und da noch eine Tafel Schokolade oder die eine oder andere Lakritzschnecke. Ok, Pommes, Pommes gingen auch.
Aber wie gesagt, Peters Puddingteilchen wartete, war dann letztlich auch ein echter und zum Glück wohldosierter Genuss, aber nicht der Grund für unser Treffen. Vielmehr war es einfach an der Zeit, aus der schon länger dauernden virtuellen Bekanntschaft und dem gegenseitigen Hinterherlesen eine Begegnung im richtigen Leben zu machen. Die Gelegenheit war günstig: Peter kurvte mit seinem blauen Bus von Frankreich kommend durch Baden-Württemberg und ich bin dort gerade überwiegend bei meiner Tochter.
Es war ein bemerkenswertes Treffen mit einem besonderen Menschen, eines von der Sorte, an die man hinterher immer gerne zurück denkt.
Peter und ich haben nicht nur das unterschiedlich lang dauernde Leben im Wohnmobil gemeinsam, sondern auch eine in Teilen vergleichbare berufliche Vergangenheit bzw. ebenso vergleichbare Vorstellungen von vielem sonst. Und wir fotografieren und schreiben beide, jeder auf seine Weise. Er hat aus den vielen Geschichten, die sein Leben so mit sich bringt, schon zwei Bücher fabriziert (über ihn zu beziehen), den ersten Band habe ich ihm auch gleich abgekauft und werde ihn lesen, wenn ich ihn irgendwann von meiner Tochter zurückbekommen habe.
So saßen wir Stunden beisammen und eigentlich hätte alles so interessant, sympathisch, bereichernd und unspektakulär bleiben können, wenn nicht plötzlich hinter Peter Rauchschwaden im blauen Bus aufgestiegen wären. Zu allem Überfluss verabschiedete sich der Wechselrichter in seiner elektrischen Anlage aus irgendeinem Grund unübersehbar/ unüberriechbar und im schlimmsten Fall hätte das böse Konsequenzen haben können. Bevor es soweit kommen konnte, wurde das Corpus Delicti aber flugs herausoperiert und Peter konnte, wenn auch mit gewissen elektrischen Einschränkungen, seine Fahrt in eine andere Richtung als ich fortsetzen.
Lest mal in seine Geschichten hinein, es lohnt sich.
Unsere Wege werden sich bestimmt wieder kreuzen, wann und wo auch immer.
