Erg Chebbi, noch mehr Sahara
- Helmuth Lauscher
- 30. März 2023
- 2 Min. Lesezeit
An manche Anblicke in der Natur erinnert man sich ein Leben lang, zumindest ist man sich dessen im betreffenden Moment ganz sicher. Zu dieser Art von Eindrücken gehören bei mir ganz bestimmt die Sahara-Dünenlandschaften des Erg Chegaga und des Erg Chebbi. Das Wort Erg bezeichnet die großen Sand- und Dünenmeere und im Letzteren, dem Erg Chebbi, geht es in dieser Geschichte weiter.

Von M´Hamid el Gizlane, dem nächstgelegenen Ort Richtung Erg Chegaga und Schauplatz der letzten Geschichte aus brach ich auf, Richtung Nordosten, in zwei Tagesetappen und einem großen Bogen wiederum in die unmittelbare Nähe der algerischen Grenze. Am Ende des ersten Tages steuerte ich das Camp Serdrar an, ein etwas abseits liegender und nur über 3 KM Piste erreichbarer, aber wunderbar ruhiger kleiner Campingplatz mit eigenem Restaurant.

Dort ließ ich es mir nach einer längeren Fossilien-Such-Wanderung mal wieder richtig gut gehen und gönnte mir eine hausgemachte Tajine Kefta, einen Schmortopf mit Kartoffeln, Gemüse und Hackfleischbällchen. Was soll ich sagen – es schmeckte köstlich und im idyllischen Ambiente dort wurde ich behandelt wie Pascha Popanz persönlich.
Trotzdem brach ich am nächsten Vormittag wieder auf, schließlich hatte ich ja Wüstenwitterung in der Nase. In der Tat kam ich dann auch irgendwann in Merzouga an, dem Ort, in dem quasi hinter den letzten Häusern die Dünen des Erg Chebbi beginnen.
Na ja, nicht ganz, es gibt vor allem einige Campingplätze, die direkt an die Dünen grenzen und ich hatte in der Tat die freie Auswahl, wo ich MANgo abstellen wollte.
So kam ich wiederum auf einen wirklich schönen Platz und konnte ein paar Tage lang in den unterschiedlichsten Lichtverhältnissen wandern und fotografieren. Die höchsten Dünen hier sollen übrigens an die 150m hoch sein, aber ich habe vor lauer Ergriffenheit völlig verdaddelt, auf meinen Höhenmesser zu schauen. Der Sand war es schließlich auch, der mich nach drei Tagen von dort wieder vertrieb. Warum knirscht es zwischen den Zähnen, wenn man den Mund einen Moment zu lang offen lässt? Sandsturm in der Sahara. Okay, Sandsturm ist in diesem Fall sicher etwas zu weit gesprungen, trotzdem wurde es recht penetrant und ich werde dann mal in einer größeren Aktion alle Flächen und Ritzen im MANgo von Sand und Staub befreien müssen.
Der Abschied aus Merzouga wurde durch besagten Wind schließlich auch noch unerwartet spannend: Nach ungefähr 10KM hatte er eine 30-40cm hohe Sandwehe auf die Straße fabriziert und ein 4x2- Wohnmobil-Fahrer kurze Zeit vor mir hatte wohl versucht, mit seinen kleinen Rädern eben mal so durchzubrettern. Das ging offensichtlich in die Hose: Ruckzuck war er bis zum Bodenblech „abgesoffen“ und hing zu allem Überfluss mit der rechten Fahrzeugseite an oder kurz vor der Leitplanke. Als ich auf den Ort des Geschehens zufuhr, waren schon ein paar marokkanische Helfer zugange, unter anderem auch ein LKW, der das Wohnmobil ziehen konnte. Trotzdem war klar, dass es dort auch für mich erst mal nicht weiter geht.
Also was tun? Drei Mal trocken schlucken und ab auf die unbefestigte Piste 10m neben der Fahrbahn. Es hat geklappt, ich kam nach ungefähr einem Kilometer wieder auf die Straße, wo ich als allererstes meinem MANgo eine zutiefst emotionale Liebeserklärung aussprach: Er hat sich durch dieses versandete Lehm- Geröll- Irgendwas irgendwie durchgewühlt, immer wieder kriegten die Hinterräder auf den letzten Drücker irgendwas zu fassen und wir kamen weiter.
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