Rettung im Baskenland
- Helmuth Lauscher
- 4. Sept. 2022
- 2 Min. Lesezeit
Wie aus dem blödesten Ereignis die sensationellste Erfahrung in Sachen Hilfsbereitschaft wurde.
Ich war unterwegs an der baskischen Atlantikküste Richtung Bilbao, unmittelbar am Meer, und hatte dort einen besonders interessanten Platz entdeckt, an den ich fahren wollte, um vielleicht ein paar Tage zu bleiben.
In einem kleinen Ort kurz vor dem Ziel teilte mein großartiges Navi mir mit, ich solle den Kreisverkehr an der vierten Ausfahrt verlassen. Die gab es aber nicht, also nahm ich die Dritte. Richtig wäre die Zweite gewesen. So kam ich auf einem zum Glück kaum befahrenen schmalen Sträßchen über zig Serpentinen immer weiter Richtung Pyrenäen, bis ich endlich an einer Kreuzung rechts ranfahren konnte, um mich auf Maps zu orientieren. Ergebnis wie vermutet: Falsche Richtung, umdrehen.
Ich also links rüber in die abzweigende, steil ansteigende Einfahrt. Was ich dabei nicht auf dem Radar hatte, war die längs der Straße verlaufende breite Regenrinne. In dem Moment, als meine Hinterräder da rein rollten, knirschte es heftig und mein Heck-Unterfahrschutz hatte auf der Fahrbahn aufgesetzt. Und zwar so gründlich, dass es keinen Zentimeter mehr vor oder zurück ging.
Ich versuchte erfolglos alles mögliche und war gerade dabei, den Wagenheber anzusetzen, als ein Baske mit seinem Landrover anhielt und mir vorschlug, mich zu ziehen. Wir versuchten das: Zuerst nach hinten, dann nach vorn, aber außer qualmenden Reifen passierte nix.
Ich weiss nicht, ob mein Helfer während dieser ganzen Aktion mal zum Handy gegriffen hatte, aber nach gefühlten 20 Minuten standen plötzlich noch drei Jungs mit ihren 3 Allradlern da. Der Erste trat an, zog mit seinem Nissan Patrol meinen Helfer und der mich, also quasi eine 12x10er-Konstellation mit geschätzten 400 PS, doch zuerst qualmten auch nur wieder Reifen, ziemlich viele inzwischen. Erst beim zweiten Versuch knirschte und kratzte es wieder heftig und mein MAN bewegte sich unter großem allgemeinem Gejohle nach vorn. Ich stand wieder frei.
Ich bin inzwischen auch dort, wo ich eigentlich hingewollt hatte und kann die ganze Geschichte und meinen Dusel immer noch kaum fassen. Aber es ist so passiert und in Sachen Hilfsbereitschaft einfach großartig. Brauche ich trotzdem nicht nochmal.


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